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Der Vergewaltiger lebt

1999 | Fliegen, Holz, Schellack, Acrylfarbe | 2 x 36 x 36
 

In der Arbeit „Der Vergewaltiger lebt“ greife ich die Symbolik der Fliege wieder auf. Die Fliege, in der früheren Ikonographie auch als Sinnbild für Teufelswerkzeug verwendet, steht für den Ekel, den Kinder und Jugendliche durch die sexualisierte Gewalt erleben.
Die Fliegen erscheinen hier in einer bedrohlichen Präsenz, überwuchern aber nur das Innere des Profils. Das Gesicht, welches der Silhouette eine Persönlichkeit geben würde, ist mit toten Fliegenleibern und Farbe bedeckt und dadurch nicht mehr zu erkennen. Es ist anonym, nicht mehr wiederzuerkennen, so wie betroffene Mädchen* und Jungen* den Vater-Täter oder eine andere nahe Bezugsperson nicht mehr zu erkennen meinen.
Als Silhouette nutzte ich dabei die des Vater-Täters. Die Arbeit drückt den von Betroffenen täglich zu erlebenden Zynismus aus, dass ER wie bisher weiterleben kann und zumeist in der Familie integriert bleibt.

„Renate Bühn hat selbst erlebt, wie es sich anfühlt, Opfer zu sein, wenn über das, was die Familie weiß, geschwiegen wird, wenn auf Taten keine Konsequenzen folgen. – ‘Der Täter lebte bis zu seinem Tod in einer wissenden Familie.’ – Diesen Satz sagt sie bei der Vernissage in der CityKirche Konkordien in Mannheim vor den versammelten Gästen ins Mikrofon – er hallt nach, genau wie ihre Kunstwerke."

Quelle/ Source: Angela Boll, Mannheimer Morgen 10.03.2014

 

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