Teil 1: Einleitung und Auftakt - Versatzstücke, Ideensammlung
A: Auf eine Reise habe ich mich gemacht, den Rahmen so gestaltet, dass ich die schützende Maske der Selbsterhaltung fallen lassen konnte, um die Stimme meines Körpers, die Stimme meiner Erinnerungen hören zu können. Mein Ziel war es, mich wiederzufinden, versteckt und verschreckt in diesem Körper irgendwo dort, hinter all den Fassaden. Stumm und verletzt….. mit Schreien ohne Stimme und erstarrt vor Schreck … zu mir wollte ich …… zu mir . Das Gedächtnis meines Körpers ist ein Gruselkabinett und ich gehe auf Geisterfahrt sobald ich zulasse mir zu helfen.
Ich war ausgeliefert, wurde gequält, gedemütigt, erlebte Unfassbares …. aber diese Reise hat auch gezeigt, dass nichts mich auslöschen konnte, nichts konnte mich brechen.
- Nichts -
Mein Körper erinnert sich auch an meine Auswege. Meine Tritte der Abwehr, meine Ausweichbewegungen, meine Flucht in mich. Überlebt habe ich, weil ich mich todgestellt habe, weil ich in den schlimmsten Abgründen einen Beistand hatte, weil… weil…. weil…..
Ich habe mich wiedergefunden, lebend und spüre ein Vertrauen in mich, dass es etwas gibt, dass sich über alles hinweggerettet hat, in mir, durch all diese Abgründe.
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Text: Auftakt: Ankommen
Auf einem Hügel stehe ich und blicke in die Weite meines Lebens. Grüne, sonnendurchflutete Landschaften, Blumenblüten, lauer Wind der sanft meine Haut umspielt.
Atemschöpfen - ein tiefer Seufzer und zufriedene Gelassenheit könnten sich ausbreiten
- beinahe -
wäre da nicht dieses leise Grollen einem Autobahntunnel gleich. Jenes kaum wahrnehmbare Vibrieren unter meinen Füßen das sich ungestüm aufbläht und anschwillt, sobald ich loslassen, mich niederlassen will.
Dieses Grauen vergangener Zeiten, das mich zur rastlosen, ja mitunter gehetzten Wandergesellin in meinem schönen Leben macht.
Ja, es ist gut dass ich in der Welt bin. Doch musste ich mir dies selbst schaffen.
Von irgendwoher, im Angesicht jenes Schleiers des Ungewissen, der Angst macht, dich lähmt, mich jedoch nicht aufhalten konnte vorwärtszuschreiten, mein Leben abzutrotzen jenem Sog, jenem Grauen, jenem Grollen, das mich drohte fortzureißen.
Auf einem Hügel stehe ich und blicke in die Weite meines Lebens, atme tief auf, sehne mich nach einer Bank, einem Ort, an dem ich bleiben kann, um dieses Leben auch genießen zu können
- ohne -
jenes kaum wahrnehmbare Grollen und Vibrieren, das ewig auf der Lauer liegt.
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B: So nehme ich dich nun bei der Hand liebe Leserin, lieber Leser. Wir treten gemeinsam eine Reise an, einen Weg. Begleite mich durch das Wirr Warr meines Weges zu mir selbst. Im Zick Zack Kurs geht es durch die Abgründe meiner Kindheit, die Erfahrungen von therapeutischen Prozessen, heilenden Träumen, eine Schnitzeljagd deren Preis ein wunderbarer Schatz ist.
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Teil 2: Kinderwelten
Text 1: Eines Nachts
Der Lichtstrahl vom Flur teilt das Dämmrige-Dunkel unseres Zimmers. Brummend ist der Kühlschrank zu hören. Meine Augen blinzeln im kuscheligen Schlaf und Schritte, Schritte…..
Sie gehen zu deinem Bett und heben dich sachte auf, deine Decke schlägt leise-dumpf an den Kleiderschrank. Dann bist du weg… weg mit ihnen in das Nichts.
Leise schleiche ich rüber zu deinem Bett, rieche dich und spüre deine Wärme auf der Matratze. Dumpfe Angst schleicht in mir hoch. Meine Füße sind ganz weich-wackelig. In deine Decke eingehüllt weine ich leise, weine weil Du…. weil Du…. und ich dich weder schützen noch wärmen kann. In meinen Armen möchte ich dich halten, halten und deinen Kopf möchte ich spüren und dein Haar, das meine Nase kitzelt. Doch weg bist Du weg im Nichts und ein Loch ist in meinem Bauch nicht dein Rücken. Tränen fallen auf dein Kissen. Mein Rücken spürt nur allzu gut diese Härte der Platte, die Du jetzt spüren wirst, die Kälte, die die bloßen Beine hoch kriecht - mehr weiß ich in diesem Moment auch nicht- keine Erinnerung- nur, dass Du dort bist und irgendwann wieder zurück sein wirst. Leise wimmernd wirst Du in deinem Bett liegen und mit dem Nagel den Putz unter der Tapete kratzen. Zu meinem Bett schleiche ich zurück, leise, sonst merken sie dass ich wach war. Heute hat es dich erwischt, heute dich…..
Im Licht des Tages wird Alles anders sein. Kinderalltag
Text 2: Erwachen aus einem Tagtraum
Eine Hand, eine große Hand packte plötzlich mein Fußgelenk und zieht das Bein leicht schräg nach oben. Alles unter mir ist weich, meine Tagesdecke, darunter das Bettzeug. Meine Strumpfhose aus beige Wolle wird nach unten geschoben, ich will sie hochziehen, aber dazu muss ich unter mein Wollkleid fassen und den Rock hochheben. Das will ich nicht, weil er mich ansieht und sich über mich beugt. Angst habe ich und etwas ist komisch.
So liege ich da, der Gummi drückt meine Oberschenkel und ich sehe auf den cremefarbenen Rock. Mein Hinterkopf wird heiß und die Hände pulsieren. Meine Beine wollen weg, doch sie können nicht. Acht Jahre bin ich alt. Schreien will ich, doch es geht nicht. Kalt, kalt und hart schiebt sich etwas unter meinen Rock. Kalt und hart, etwas kratzig, kalt wie Metall. Meine Beine wollen aus der engen Strumpfhose raus. Heiß, heiß… ich schwitze, bekomme kaum Luft. Etwas drückt meinen Brustkorb. Kalt, kalt und hart ist das was sich in mir bewegt.. in mir… in mir. Es ist ein Finger, ein großer Finger. Mir ist so heiß, ich schwitze, schwitze an den Beinen, die Strumpfhose juckt, meine Arme zerren die Naht der Achseln. Ich strampel, winde mich, doch es geht nicht weg das Harte dort.
Er geht nicht weg, sondern sinkt zu mir. Eine Hand hält meinen Kopf. Zischen, zischen. Der Daumen schiebt sich in meinen Mund von der Seite. Die Finger drücken meine Ohren und mein linkes Auge. Mein Wimmern erstickt, mein Kopf dröhnt. Weg will ich, nur weg. Unter mir sackt alles nach unten, denn sein Gewicht drückt übermächtig. Etwas schiebt sich in meinen Mund, alles ist riesig, fleischig fett, wabbelig vor meinem Gesicht. Meine Hände versuchen etwas zu fassen, es wegzustoßen, doch ich kann nicht. Der linke Arm ist unter ihm begraben, der andere greift ins Nichts. Meine Augen sind wie blind, nur sein Zischen, Zischen, die dumpfen Laute, dröhnend, drohend, erfüllen die Luft.
So erwachte ich, als er auf einmal an meinem Bett war. In die zarten Sonnenstrahlen habe ich geblinzelt als er sich zu mir beugte. Sanft geträumt hatte ich, das Buch lag noch auf meinem Bauch, an einem warmen Wintertag voller zarter Sonnenstrahlen mit Blick auf den Himmel.
Text 6: Meine Füße
(Auszüge aus Schriften eines Therapieprozesses von 26 Stunden)
… das Gedächtnis meines Körpers, seine Stimme die mir Dinge zeigt, die ich selbst erlebt habe, aber nicht begreifen kann und nicht mehr weiß. Ja, Körpertherapie das ist wie der »Jumping Jack aus der Dose«. Ich weiß nur von Ketten, fixierten Kopf und Füßen – von Fußsohlen die sich komisch anfühlen. ….. In mir steigen Bilder auf, ein Schuppen wie eine Werkstatt, das Fenster, die Werkbank mit all dem Krimskrams, die große Tonne mitten im Raum. All das kommt aus der Versenkung nach oben, wird wieder Wirklichkeit. Das grelle Neonlicht und die Gesprächsfetzen deren Sinn ich nicht erfasse werden immer klarer. Drei Männer sind es, eine Stimme ist mir vertraut – Nein, das will ich noch nicht begreifen, obwohl mein Bewusstsein das Unfassbare ahnt. Einer… ist mit dir verwandt. Einer hält dich von hinten fest ……
Dann….. fange ich an die Erinnerung ganz zuzulassen. Die Tacker-Maschine, das Metall in den Füßen, die Schreie, der Schmerz…. Ich spüre wieder die Stellen an der Fußsohle wo sie reingeschossen wurden….. Nein, ich will nicht dass mir so etwas passiert ist. Absurd, absurd. Doch ich liege wieder in diesem Schuppen, habe meine Schreie im Ohr, mein Wimmern, den Knebel im Mund den ich gespürt habe. Sie haben sie erhitzt und meine Füße schreien, schreien und flüchten….. Ein Bild steigt auf, das will ich nicht zulassen… wie sie mich auf die Füße stellen. Alles ist schwarz vor Schmerz – Meine Füße finden den Boden nicht mehr, die Zehen hängen unter den Kniescheiben. Der Schmerz übersteigt Alles…..
11 oder 10 war ich, 11 oder 10 noch keine Frau, denn als ich damals an mir heruntersah, waren keine Haare und auch keine Brüste, nur ein nackter Kinderkörper und Blut… Blut… Blut. Ich spüre die Mitte meines Körpers nicht mehr, nur die Füße die brennen so. Diese Stimme – er ist es – mein Stiefvater – er war es, der mich an den Schultern und am Hals festgehalten hat, während an meinen fixierten Füßen die Heftklammern und Stifte…. Er war es, den ich höre, als ich gepackt und auf die Füße gestellt werde. Da ist er der Schrei, der Mädchenschrei…… alle Heftklammern stecken noch drin…
»So, mal sehen was nun von deinem vorlauten Mundwerk noch übrig ist« - Da ist sie, seine Stimme und er, er – vor mir – bevor alles schwarz wird. Kein Mitleid, keines. Nicht als ich auf die Toilette wollte, nicht als ich wimmere während sie mich hochzogen und …..
Keines….. kein Mitleid
Text 7: Auf einmal (Gedicht)
Auf einmal ist alles anders.
Das Rauschen im Kopf und das Gefühl, die Zeit ist ein Brei
Ein Brei der vorüberfließt, vorüberfließt an mir
mit Allem was passiert.
Von Ferne sehe ich euch, was ihr tut.
Schmerz spüre ich nicht,
doch das Rauschen im Kopf
ist wie das pfeifende Echo der Schreie in meinem Kinderkörper
die ich von Weite höre
in meinem Kopf der zur Holzkugel geworden ist.
Das sehende Haupt eines
Streichholzschachtelmännchens
Das ich nun bin
Auf einmal
Text 8: Ich will es anders
Nein, ich will es so nicht mehr, jenen Moment, wenn du begreifst, dass du mal wieder (all deiner Abwehr zum Trotz) unterliegst, unterliegst und ausgeliefert bist. Jener Moment, wenn die Luft in dir krampft, dein Atem hinter dich fällt und du in dir zurückweichst und dann…. Dann das kommt, was mit den Worten Qual, Leid, Grausamkeit kaum zu fassen ist. Wozu auch. Doch ich möchte zurück zu jenem Moment, jenem Ablauf und die Karten neu mischen.
Hinter jenes Mädchen 11, vielleicht 12 Jahre alt, möchte ich mich stellen. Gemeinsam stark sein möchte ich mit ihr und den Arm zurückwuchten. Diesen erwachsenen behaarten kraftvollen Arm der sie, der mich damals gegen die Schranktüren des alten Kleiderschrankes im Kinderzimmer drückte. Weghauen möchte ich ihn, diesen Arm quer, der quer über den Hals die Schulter packte und mich so gefangen hielt. Weg, weg damit. Wegschlagen möchte ich diesen verfluchten Lötkolben, davon schleudern und lauthals brüllen
So nicht – So nicht
Weil sie keinen Laut von sich gab, damals in jenem Moment…. mit dem Knebel im Mund. Umschreiben werde ich diese Geschichte. Bei ihr werde ich sein. Ihren Atem werde ich zurückholen, den Krampf in ihrer Brust lösen – doch da spürte sie nichts mehr (so scheint es). Ihre Füße werde ich aus den Fesseln befreien, die sie am Schrankbein festhielten während der Lötkolben wieder und wieder jenes »zischend – brutzelnde« Geräusch erzeugte. Nein weg damit, auch wenn die Ohren nichts vergessen und auch die Füße nie vergaßen. Nie vergessen konnten, weil der Zug der Fesseln mich zur Schiffsbrüchigen in mir selbst machte. Nein, Filmspule zurück und zuschlagen, draufhauen, weg mit Ihnen. Diesen Kloß im Hals, jenen Krampf - herauswürgen will ich ihn, herausbrüllen mit einem Kotzeimer so groß wie eine Badewanne. Raus mit dir du Giftschleim, der sich all die Jahre in mir zu einem Klumpen alter gammeliger Lappen verhärtet hat. Stinkend und faulig. Das Leben hast Du mir vergällt, vergällt weil ich nie mehr ohne Angst war. Angst vor jenem Moment…. wo ich begreife …. Jetzt …. Unterliege ich , bin ausgeliefert…
Und wenn ich dich Giftbrocken dann endlich heraushabe, nehme ich dich in meine Hand und sage: “Aha, Du bist das also!« Zischend wie eine Schlange wirst du von mir hören »Geh zu den Peinigern, da gehörst Du hin!« und mit einem Blick werde ich dich versehen, der selbst dem letzten Schüler noch Respekt einflößt. Doch bevor Du Quälgeist die Chance zur Flucht erhälst, zwicke ich dich ordentlich in die Seite bis Du quietschst und quickst. Dann werde ich dir nachblicken wie Du mit hastigen weiten Sprüngen das Weite suchst und meinem Blickfeld entschwindest.
Aufatmen werde ich dann, endlich aufatmen und leicht werden. Jene Taubheit wird vorübersein, die meinen Körper gefangen hielt. Das Leben wird leichter, lockerer sein. Ja, eines Tages kotze ich dich heraus und schicke dich fort. Schön wird es sein, jener Moment, der so ganz anders ist als die bisherigen.
Text 9: Anonymus
Nimm dich vor mir in Acht
Hüte dich davor, in mir ein leichtes Opfer zu wähnen
Weil meine Gestalt so zart, zart und verletzlich erscheint
Seit mein Körper zeigt, wie ich bin
War, hinter all den Fassaden
Hüte, hüte dich vor mir
schau in meine Augen, bevor du mir zu nahetrittst
mich packst in dem Vorsatz, mir wehzutun
dort, dort, wo es schon
so Viele vor dir getan haben
Die Witterung meiner verborgenen Angst lockt dich
doch
hüte, hüte dich vor deinem Irrtum
denn wenn Du in meine Augen blickst erkennst Du
ein Blitzen, das zum Flammenwerfer wird
hinter all der Angst, Angst vor dir
Angst vor einer Wiederholung dessen, was ich erlebt
Hüte, hüte dich
denn eine Bestie schlummert in mir
halb dösend, halb auf der Lauer
ein ewiges »Hab Acht« und »Nie wieder«
weil ich leben will, leben wie die Anderen, die leben, die Lachen
und
leben – leben
Hüte, hüte dich davor, sie herauszulocken
Denn sie wird dich anspringen, zerfetzen, zerfleischen
Für all, für all das Leid, den Schmerz
Denn es gibt ein
Nie wieder
Das dich fortschleudern wird
Hüte, hüte dich Anonymus
Hüte dich vor mir
Nimm dich in Acht
——
Meine Hände
»Los! Hinsetzen«, höre ich ihre ungehaltene Stimme, »Arme auflegen, Hände offen« zischt sie das Kommando. Sitzend am Tisch rutscht mir das Gesicht in mir weg, denn ich weiß nur zu genau was jetzt folgt. Übel ist mir, Angst und Panik steigt in mir auf. Weg, bloß weg… doch der Ablauf nimmt seinem gewohnten Gang. Meine Augen beobachten die Bewegung der Arme und Hände. Ihre Stimme thront über mir, nimmt mich mit ihr Macht gefangen – meine Arme und Hände werden zu Überläufern die sich ergeben und mich ausliefern, die Befehle befolgen, unerbittlich.
»So«, sagt sie während von ihr eine heiße große Kartoffel auf die Handflächen gelegt wird, »hoch halten bis ich, »Stopp sage« ertönt es, doch das registriere ich kaum noch. Fliehen, fliehen in meinen Körper…. Doch meine Hände muss ich kontrollieren. Mein Wimmern ist zu hören, bloß nicht schreien, bloß nicht schreien und halte sie fest, halte sie fest, versucht mein Gehirn in mir zu steuern während der Schmerz grell von den Nasenflügeln bis zur Schädeldecke explodiert, über den Rücken galoppiert- halten, halten – Meine Beine entladen was meine Hand nicht darf. Sie zucken und winden sich. Wimmern und warten, warten auf das »Stopp«, das erlösende »Stopp« das….
Plumps, höre ich im Orkan meiner Gefühle, ein dumpfes Plumps.
»Nun, dann auf ein Neues, bis Du lernst auf das zu hören, was ich dir sage«. Tränen laufen über mein Gesicht in dieser Spielpause jener Grausamkeit. Meine Arme und Hände verraten mich erneut. Neue Runde… »Und mach nicht wieder in die Hose, wie beim letzten Mal.« Zwischen Fluchtimpuls und verlangter Kontrolle der Hände tobt in mir ein Gummizug, der durch mich hindurch überstreckt wird und in der Mitte bleibt nichts als ein stummer Schrei. Alles ist still- außer meinem Wimmer, das keine Gnade findet.
Dann…. endlich das »Stopp«.
Ich rase zur Spüle, zum kalten Wasser. Meine Beine tragen mich kaum. Wasser, Wasser, die Hände sind taub, der Schmerz pocht. So stehe ich da, verbogen wie ein Wackeldraht und über mein tränennasses Gesicht läuft meine Nase, doch ich kann es nicht abwischen. Wie von Ferne dringt ihre Stimme zu mir. Der Topfdeckel klappert, nachdem sie die Kartoffel wieder ins Wasser geworfen hatte. »Geh dein Gesicht waschen, gleich gibt es Essen.« Folgsam, wie in Trance verlässt ihre abgerichtete kleine Tochter die Küche Richtung Bad.
Kurz darauf erlebe ich mich wieder in schweigender Runde am Tisch. »Was ist denn passiert? Du kannst ja kaum dein Besteck halten… hast du dich mal wieder verbrüht? …«, höre ich ihre fürsorglich – mütterliche Stimme über den Tisch herüber. Jetzt wie vorher sehen meine Augen sie nicht. Schweigen… Schweigen, mein Leid, der stumme Schrei in mir, den ich selbst schon erstickt habe. Keine Anteilnahme der Anderen am Tisch. Nur zur Kenntnis genommen wird, dass mit mir mal wieder etwas nicht stimmt. Mehr nicht.
Einzig das Bitzeln meiner Nasenflügel funkt unnachgiebig Signale in die Welt, doch damals gab es keine Empfangsgeräte, kein Gehör konnten sie finden… Ihr Signal, dass Leid, Grausamkeit und ein Unrecht geschehen ist - diese Stimme - erst heute findet sich das Radio die dem Geschehenem Sprache verleiht.
Erzählt »Ja, es war ein Unrecht das hier geschah…«