Renate Bühns Installationen und Objekte entstehen oft in (jahre)langen Konzeptions- und Rechercheprozessen, die in der jeweiligen raumbezogenen Installierung kontextuelle Verschiebung und neue Verortung erfahren. Genaues Hinsehen ist ihr ein wichtiger Aspekt und Antrieb in ihrem (künstlerischen) Handeln und Arbeiten.
»Renate Bühn hat selbst erlebt, wie es sich anfühlt, Opfer zu sein, wenn über das, was die Familie weiß, geschwiegen wird, wenn auf Taten keine Konsequenzen folgen. »Der Täter lebte bis zu seinem Tod in einer wissenden Familie«, diesen Satz sagt sie bei der Vernissage in der CityKirche Konkordien in Mannheim vor den versammelten Gästen ins Mikrofon - er hallt nach, genau wie ihre Kunstwerke.« Angela Boll, Mannheimer Morgen 10.03.2014
Dr. Katharina Koch
»noch immer – immer noch« ist der Titel des ersten Einzelkatalogs der Künstlerin Renate Bühn, die sich in ihren Arbeiten mit sexualisierter Gewalt gegen Mädchen und Jungen zwischen familiärer Alltäglichkeit und gesellschaftlicher Marginalisierung beschäftigt. Der Titel verweist sowohl auf die Kontinuität sexualisierter Gewalt sowie auf ihr gesellschaftliches Verdrängtwerden als auch auf die damit verbundene andauernde Relevanz des Themas und der daraus resultierenden Konsequenz, mit der die Künstlerin seit 20 Jahren Sichtbarkeiten und Öffentlichkeiten dafür in ihren Werken schafft.
Prof.’in Dr. Sabine Andresen
Kunst und ihr Potenzial, sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche öffentlich zu machen
„Wie viele Perlen hat das Glück“ und wie fragil ist es, wenn Kinder sexuelle Gewalt erfahren. Die Künstlerin Renate Bühn zeigt in gedeckten Ölfarben das in sich versunkene Mädchen. Es reiht Perlen auf eine Schnur, am Rand des Bildes ist ein Aschenbecher sichtbar. Farben und Komposition, die Haltung und der Gesichtsausdruck des Kindes signalisieren den Ausnahmezustand in der scheinbaren Normalität.
Stadtrat Michael Frost, Dezernent für Schule und Kultur
Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung am 19.08.18 in der Kulturkirche Bremerhaven
Eigentlich, so denkt man, kennt unsere aufgeklärte westliche Zivilisation keine Tabus mehr. Nichts, worüber nicht öffentlich, permanent, bis in die letzten Details informiert oder diskutiert wird. Der Auftrag öffentlich-rechtlicher Medien einerseits, andererseits die Möglichkeit für jede und jeden Einzelnen, mittels der digitalen Medien eigene Verbreitungskanäle für welches Thema auch immer zu realisieren, schaffen beste Voraussetzungen, gesellschaftliche Missstände aufzudecken und entsprechende Debatten auszulösen – eigentlich.